Ich war auf dem Weg von Zürich nach Wien, als ich las, dass der unglaublich talentierte und vielseitige Künstler Ernst Fuchs (1930-2015) an diesem Tag verstorben war. Da ich bereits als Grafik Design-Studentin in den frühen achtziger Jahren einige seiner Werke ganz große Klasse fand, las ich nun wieder ein bisschen über ihn. Seine Kunst wird oft als kitschig und skurril eingestuft, was dieses kreative Allround-Talent etwas ins Abseits geraten ließ, ihn wohl aber nicht allzu sehr berührte. Viele seiner Werke kann man mit Gustav Klimts Werk vergleichen, mystische Elemente erinnern an Hieronymus Bosch und Arnold Böcklin. Überhaupt, man kann die Werke dieses Halb-Juden, der in der Hitler-Zeit sehr zu leiden hatte und seinen Vater verlor, nicht wirklich in Kategorien pressen. | I had a great day and evening on Friday the 13th as I went to a museum of the deceased Austrian artist Ernst Fuchs and later to the musical Mary Poppins.
Als ich herausfand, dass seine traumhafte Villa (von 1888), die zum Museum geworden war, sich in Fußnähe zu meinem Hotel befand, machte ich mich auf den wenige Kilometer langen Weg (Foto: M. Blumtritt).
Was ich nicht beachtet hatte, war dass das Privat-Museum bereits um 16 Uhr schließt. Die junge Frau an der Rezeption wollte mich abwimmeln, schließlich war man mit Trauerfeierlichkeiten befasst, Herr Fuchs hatte immerhin 16 Kinder und eine entsprechend große Verwandtschaft. Der junge Mann an der Rezeption erbarmte sich, als ich etwas jammernd bemerkte, dass ich fast eine Stunden dorthin (auch den Berg hinauf) gelaufen war. Er machte mir in zwei Räumen die Lichter wieder an. Unter anderem in diesem traumhaften Adolf-Loos-Saal (1870-1933, ein nicht minder bekannter österreichisch-ungarischer Architekt, nach ihm wurde sogar ein Asteroid benannt).
Zwischen meinen Seminaren musste ich dann unbedingt nochmals hin, so sehr haben mich diese flüchtigen Eindrücke beeindruckt. Ich war davon ausgegangen, dass man in 20-30 Minuten durch die Villa samt Kunstwerken flanieren könnte, doch ich blieb am Ende zwei gute Stunden und hatte dann immer noch den Eindruck, dass ich nur einen Bruchteil gesehen hatte, denn jedes von Ernst Fuchs' Gemälden und Zeichnungen ist soooo tief, mit vielen fast versteckten Figuren und Symbolen, selbst die extrem unterschiedlichen Bilderrahmen sind von ihm in tage- oder wochenlanger Arbeit einzigartig schön gestaltet worden.
Eine sehr nette Mitarbeiterin stand für Fragen hilfreich bereit, ich löcherte sie immer wieder. Es war eine sehr sympathische, lockere Atmosphäre in der bezaubernden Jugendstil-Villa, die Professor Ernst Fuchs in den Siebziger Jahren erworben hatte, als sie abgerissen werden sollte. Er sanierte und verschönerte das am Rand des Wiener Wald gelegene Gebäude, das vom berühmten Architekt Otto Wagner gebaut worden war, extrem aufwändig, und finanzierte alles aus der eigenen Tasche. Die eigentlich beendete Salvador Dali-Ausstellung war noch zu bewundern (im Foto des römischen Bades in der zweiten Etage im Hintergrund befindet sich ein Dali-Bild), unglaublich, keine Bewachung, keine Kameras, einfach so, als wäre man ein willkommener Gast in einem Privathaus, man durfte sogar fotografieren (viele meiner Handy-Fotos taugen jedoch nichts).
Religion, Frauen und Erotik ziehen sich durch fast alle seiner Werke.
Im Garten rund ums Haus gibt es auch viel zu entdecken, derzeit vom Herbstlaub bedeckt.
Wunderschöne Mosaike und Skulpturen von seinem Sohn Daniel Friedemann, der auch sehr vielseitig talentiert ist, findet man draußen und drinnen. Also, wer mal in Wien ist, sollte vorbei schauen, das einzigartige Museum ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 11 Euro, hier gehts zur Website des Museums (mit tollen Fotos auch zur Entstehungsgeschichte dieses Architektur-Denkmales, in dem auch der sehr kreative Sänger Falco ein und aus ging). Man kann das Haus auch für Veranstaltungen mieten (muss das ein schöner Rahmen für Hochzeiten und kreative Business-Tage sein).
Abends ging es weiter mit Kultur und Schweigen (ich war sowas von heiser von all den ganztägigen Seminaren, die ich gehalten hatte) und ich bekam einen Traum erfüllt: Als großer Fan von Mary Poppins, deren Erschafferin Pamela Travers (alias ursprünglich Helen Lyndon Goff, 1899-1996) oft in unserem Dörfchen Glengarriff weilte, da sie hier eine Cousine hatte, konnte ich das bunte und brilliante Musical in Wien genießen. Ich saß, Herzklopf, in der zweiten Reihe. Seltsamerweise bekam ich plötzlich während der Szene mit der Vogelfrau – von der entzückenden Sandra Pires gesungen, die ich anschließend treffen sollte – ein mulmiges Gefühl. Viele Leute hatten sich umgedreht, um nach einem Rumpeln und Pumpeln zu schauen, das sich irgendwo hinten ereignet hatte (eine Frau war auf dem Weg zur Toilette ohnmächtig zusammengebrochen). Ich dachte kurz, was tun, wenn eine Panik ausbricht. Nichtsahnend und glücklich ging ich zurück in mein Hotelzimmer und schlief bestens. Bis ich morgens im Internet sah, was in Paris geschehen ist....
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