Dienstag, 11. November 2008

Politische Poesie - wie wir an der Nase herum geführt werden

Ein nettes Gedicht zur Weltpolitik kursiert seit über vier Wochen im Internet, angeblich vom großen Dichter Kurt Tucholsky bereits 1930 geschrieben. Ich bekam es gestern (danke, liebe Sabine), doch einige Zeilen kamen mir spanisch vor. Nicht dass ich eine Literaturkennerin oder Geschichtsexpertin wäre, aber haben die damals schon Dinge verscherbelt, die ihnen nicht gehörten? Aber egal, die gereimten Zeilen sind nett, Emma-Normalverbraucherin fühlt sich verstanden, darum hier in voller Länge. Und Danke an den wahren Autor, höchstwahrscheinlich Richard G. Kerschhofer, der es unter dem Pseudonym Pannonicus und dem Titel “Höhere Finanzmathematik” wohl zuerst auf der der Website der eher rechts orientierten Gesellschaft für freiheitliches Denken Wien veröffentlicht hat, wie Christian Schlüter von der Frankfurter Rundschau bereits am 23. Oktober aufklärte.

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muß eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.

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