Mittwoch, 26. November 2008

Up and down in Down under

Man freut sich ja heutzutage schon über winzige gute Nachrichten. Der 13-jährige Sohn eines deutschen Arztes war der Hinderungsgrund, dass die Familie eine Einwanderungszusage erhielt. Der Mediziner versorgt seit zwei Jahren 54.000 Menschen im abgelegenen Horsham im südaustralischen Bundesstaat Victoria. Wie der Spiegel schreibt, "leidet" der Teenager an Down-Syndrom. Da ich selbst einen wirklich herzallerliebsten Bruder, der sich mit dieser Chromosomenanomalie durchs Leben schmust, kann ich ein Lied von den gewaltigen Vorurteilen singen, die einem an der Seite eines "solchen" Menschen begegnen. Dabei sind sie doch fast immer sowas wie inkarnierte Buddhas: voller Liebe, gleichmütig, freundlich und zufrieden, wenn ihre kleine Welt in Ordnung ist. Einmal sagte mir jemand: Sie sind auf Urlaubs-Inkarnation, ohne Stress und Verpflichtungen, wie ein Kätzchen einfach nur da.
Ich frage mich dann jedes Mal aufs Neue: Sind nicht die allermeisten "Normalos" ziemlich behindert, wenn sie die liebevollen Frohnaturen mit ihrem vergrößerten Emotionszentrum im Gehirn und den sanften Patschhänden verurteilen? Liegt es an den ungewohnten Augen? An den manchmal ruckhaften Bewegungen? An der oft überfallhaften Zärtlichkeit dieser besonderen Spezies Mensch? Oder am unglückseligen Namen, der an den Namensgeber von 1862 erinnert, ein britischer Neurologe namens John Langdon Down (1828-1896)?
Ich freue mich heute früh wie ein Schneekönig, dass die australische Regierung sich endlich aufgrund des internationalen Drucks, dem Aufruhr von empörten Mitbürgern und sogar der Unterstützung des Ministerpräsidenten von Victoria, John Brumby und der Gesundheitsministerin Nicola Roxon, hat davon überzeugen lassen, das Bernhard Möller und seine kleine Familie nun offiziell einwandern bzw. bleiben dürfen.
Leider halten die meisten Mediziner eine hohe Abtreibungsrate bei dieser genetischen Laune auch Namens Trisomie 21 für wünschenswert (USA: über 92 Prozent). Frauen, die nach entsprechender Diagnose ihr Baby behalten möchten, werden für blöd abgestempelt, völlig verunsichert und sogar vom Ausschluss des Versicherungsschutzes für ihr zukünftiges Kind bedroht. Wie down sind wir als Menschheit eigentlich gesunken? (Foto: Susy Jesse, CH-Wald)

A German doctor and his family have finally been granted residency in Australia
I was very happy to read this morning, that Dr Bernhard Moeller who was refused permanent residency in Australia because of his disabled son has been given a reprieve by the Federal Government. How can such a lovely human being like a child or teenager with that harmless condition be so marginalized?! My brother was born with the same genetic map and is the most emotional and caring person I know.


1 Kommentar:

Frauke hat gesagt…

da spricht du mir aus dem Herzen, auch ich war empört über dieses Verhalten in AUstralien, nur sind die Vorurteile ebenso groß
und es hängt leider auch mit unserer Gesellschaft zusammen, die bisher die KInder schon viel zu früh in besondere EInrichtungen schickt und ihnen jede Möglichkeit genommen wird ein normales Verhältnis zueinander zu entwickeln,
ich habe jetzt in der Berufsschule einen Schüler, der durch eine Krankheit im Rollstuhl sitzt,
er war bisher nur in einer körperbehinderten Einrichtung
und er genießt den Umgang mit gleichaltrigen Jugendlichen, die da auch völlig unverkrampft sind.
dank Fahrstuhl auch für uns lösbar. Frauke